JETZTLAND ODER DIE KLAUBERINNEN

Neutral-Moresnet. Ein Miniland ohne echte Staatlichkeit, das erstaunlicherweise trotzdem hundert Jahre Bestand hatte. Der Grund: Die Zinkvorkommen vor Ort. Heute nutzt die Lokalpolitik die Geschichte der Neutralität als wesentlichen Bestandteil ihrer Tourismus Kampagnen.

 

Fünf Frauen treffen hier aufeinander. Ihr Interesse gilt einer Gruppe von Frauen, über deren Leben in den Archiven beinahe nichts zu finden ist: Die Klauberinnen. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Erzvorkommen vor Ort zur Neige gingen, waren sie damit beauftragt, aus dem Aushub der Vergangenheit die letzten brauchbaren Erzstücke zur Zinkgewinnung herauszuklauben. Auch die fünf Frauen klauben Bruchstücke zusammen, Fragmente der Geschichten von Hebammen, Kaufkindern, von Prostituierten und von Arbeiterinnen. Sie versuchen Ungehörtes und Nichtgeschriebenes zur Erscheinung zu bringen. Schreiben sie Geschichte? Sammeln sie Erinnerungen? Bei ihrer Recherche verändert sich auch ihre Beziehung und sie entdecken vergangene Verbindungen zwischen sich – oder entwickeln neue. 


Das Jetztland ist der Raum zwischen Geschichte und Erinnerung, die verwischte Stelle von dem “Wie es gewesen sein wird” oder “Wie es hätte gewesen sein können”. Hier werden die Spuren der Klauberinnen zu Bruchstücken. Bruchstücke, die sich als Ansporn und Stachel in der Identität der Frauen im Jetzt spürbar auswirken. In dieser Verwandlung wohnt eine schwache utopische Kraft.


Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
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Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen
Jetztland oder die Klauberinnen © Inês Heinen
© Inês Heinen

Eine Geschichte des Aufwachens

 

»Eine fulminante Premiere feierte ‘Jetztland oder die Klauberinnen’ im Triangel in St. Vith. In 90 Minuten ging es in Fragmenten durch das Werden und Sein des Zwergstaates Neutral-Moresnet und über die Vergessenen der Geschichte. […] Die Kraft des Stückes lebt vor allem von den Spielerinnen, die sich mit enormer Körperbeherrschung und Spielfreude in das Geschehen stürzen. Es sind auch die permanenten Rollenwechsel, die dieses ausgesprochen expressive Spiel ausmachen. […] Auch der Humor ist es, der das Publikum in seinen Bann zieht. Es ist meist ein ausgesprochen subtiler Humor, der sich durch das Stück zieht, auch, wenn es Einzelszenen gibt, wo auch einmal das Absurde und die Comedy ihr Recht einfordern. […] Das Neutral-Moresnet Ensslins und der Spielerinnen, das Stück ist Gemeinschaftsarbeit, ist mehr als nur eine 3,4 Quadratkilometer große Fußnote der Geschichte, sondern eine Aufforderung, die Vergessenen – hier die Frauen – wieder ins Licht zu holen.«

 

(Grenz-Echo, 23.10.2022)

© Clemens Hörlbacher

Deutschsprachige Premiere:

21.—23. Oktober 2021 / Triangel / St. Vith (B)

Internationales TheaterFEST, Sankt Vith (BE)

SCENARIO Festival, Eupen (BE)

 


Eine Produktion des AGORA Theaters

 

In Koproduktion mit:

Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
Centre Culturel de Welkenraedt

 

In Kooperation mit:

Chudoscnik Sunergia Eupen
KultKom Eupen
Gemeinde Kelmis
Museum Vieille Montagne Kelmis

 

Gefördert durch:

Provinz Lüttich
Fédération Wallonie-Bruxelles

 

Mit freundlicher Unterstützung von:

Goethe Institut Brüssel


Regie

Felix Ensslin

Spiel

Karen Bentfeld Galia De Backer Ninon Perez Anna Robic Annika Serong

Choreografie

Catharina Gadelha

Szenografie

Cordula Körber

Kostüm

Petra Kather

Lichtdesign

Jasper Diekamp

Theaterpädagogische Begleitung

Jakob Bertram

Grafikdesign

Nicolas Zupfer

Produktionsassistenz

Marie Dolders

Regieassistenz

Mira Simon

Dramaturgie

Mira Simon

Leitung Autobiografische Methode

Kurt Pothen

Künstlerische Leitung AGORA

Catharina Gadelha Ania Michaelis