Sehr geehrter Herr Minister,
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Ute Meessen, ich unterrichte Deutsch-Muttersprache im 1. - 3. Jahr am KA in Sankt Vith. In diesem Schuljahr habe ich die Chance genutzt, mich mit den Schülern aus dem dritten Jahr auf ein Theaterprojekt mit der Verantwortlichen für Theaterpädagogik der Agora, Susanne Schrader, einzulassen. Der Zeitrahmen wurde begrenzt auf 6 Doppelstunden (jede Klasse hat 5 Stunden Deutsch pro Woche). Auch die drei Parallelklassen wurden eingebunden.
Im Rahmenplan der ersten Stufe der Sekundarschule fest verankert steht die Kompetenzerwartung „Gestaltendes und kreatives Sprechen". Zu erwerben sind in diesem Zusammenhang folgende Fertigkeiten.
Ich zitiere:
• „Texte auswendig und ausdrucksvoll vortragen,
• verbale und nonverbale Gestaltungsmittel beim szenischen Spiel nutzen,
• Nonverbale Informationen in Form von Gestik, Mimik und Körpersprache erfassen."
In allen namhaften Unterrichtswerken für den Deutschunterricht (Cornelsen - , Schroedel-Verlag) wird dem Thema „Theaterwerkstatt" ein ebenso großer Stellenwert beigemessen wie den Kapiteln über Schreib- und Lesefertigkeiten.
Dennoch ist es eine Herausforderung, mit Schülern der Sekundarstufe im Bereich Ausdruck und Theater zu arbeiten. Warum?
Nicht jedem Lehrer ist es gegeben, sich diesem Thema mit dem gebührenden Know-How zu widmen. Und das ist nicht nur eine Frage der Persönlichkeit, sondern auch der Ausbildung.
Grammatik und Rechtschreibung, schriftlicher Ausdruck, Umgang mit Texten sind Themen, die jedem Deutschlehrer leicht von der Hand gehen (sollten). Aber Schülern die Kunst des ausdruckvollen Vortragens, des Deklamierens, des szenischen Spiels näher zu bringen, das ist meines Erachtens ein anderes Handwerk. Ich lege die Betonung auf die Kunst, den Schülern einen Zugang zum Medium Theater zu vermitteln, noch nicht mal auf die Fähigkeit, die man als Lehrer in diesem Bereich mitbringt oder auch nicht. Selber schreiben und lesen zu können heißt ja auch noch nicht, dass ich weiß, wie ich es anderen beibringe. Dieses Metier beherrschen wir jedoch aus dem „ff".
Bei der Fähigkeit, selber ein lyrisches oder episches Werk auswendig und mit der angemessenen Stimmung vorzutragen, einem Protagonisten während einer szenischen Lesung Leben einzuhauchen, eine literarische Szene, sei es als Pantomime oder in Worten darzustellen, und, und, und... sieht es aber schon anders aus. Diese Fähigkeit ist nämlich eine Kunst, eine Begabung, eine Leidenschaft. In der Ausbildung zum Sekundarschullehrer in Germanischen Sprachen wird dieses Thema nicht behandelt. Jammerschade, denn wo anders als in der langen Schulzeit sollte auch diese Kompetenz von ausgebildeten Lehrkräften entdeckt und gefördert werden. Aber dafür bedarf es Pädagogen, die diese Technik beherrschen.
Agora ist im Laufe der Jahre zu dem Theater der Deutschsprachigen Gemeinschaft geworden, mit einem festen Sitz im Triangel, mit internationalem Renommee in der Zeitgenössischen Theaterszene, mit jungen, engagierten Schauspielern. Und mit dem Bestreben, ja dem Herzensanliegen, Theater in den Unterricht einzubringen, junge Menschen anzusprechen, sie in der Schule abzuholen, zu begleiten, zu fördern.
Menschen wie Susanne Schrader, der Verantwortlichen für Theaterpädagogik, liegt dieses Anliegen am Herzen. Und sie verfügt über das nötige Know-How. Sie weiß, wie sie Jugendliche und Lehrer dazu bringt, sich fürs Schauspiel zu interessieren, sich auf diese Thematik einzulassen.
Das ist ihr Metier. Wir haben die große Chance hier in unserer kleinen Gemeinschaft mit Profis arbeiten zu können. Lasst uns doch diese Chance nutzen, beim Schopfe packen. Der erste Meilenstein wurde ja bereits mit dem Projekt „Kultur macht Schule" gesetzt. Und das Theaterprojekt ist auch ein Beweis dafür, dass es Möglichkeiten gibt, Künstler ihre Kunst in den Schulalltag einbringen zu lassen. Und zwar bestenfalls nicht nur punktuell, um anschließend wieder zur Tagesordnung überzugehen. Diese Kompetenzen müssen trainiert werden, so regelmäßig wie Rechtschreibung, Grammatik und Umgang mit Texten.
Manchmal wird dieser Aspekt des Deutschunterrichtes recht stiefmütterlich behandelt, weil der wertvolle spielerische Aspekt des Theaterunterrichtes als „sinnlose Spielerei" abgetan wird. Das produktorientierte Lernen von Grammatik- und Rechtschreibregelen hingegen kann bewertet werden, da bewegen Lehrer und Schüler sich auf sicherem Terrain. Und wenn dann beispielsweise Lyrik auf dem Programm steht, gilt mangels theaterpädagogisch fundierter Kenntnisse des Lehrkörpers immer noch das klassische Prozedere:
Lern‘ das Gedicht mal auswendig, stell‘ dich anständig, nicht zu locker, nicht zu steif vor die ganze Klasse, trage den Text ausdrucksvoll und mit der angepassten Lautstärke vor. Und vergiss auch nicht, schön deutlich zu sprechen und zu artikulieren...
...und dann bekommst du deine Note. Schulalltag. Ganz schön mutig, diese Kinder und Jugendlichen. Vergessen wird dabei, dass diese Kompetenz aus einer prozessorientierten Arbeit resultiert und nicht als gegeben vorausgesetzt werden kann.
Ein weiterer Stolperschritt im Rahmen des Deutschunterrichtes besteht in der Tatsache, dass beispielsweise nur knapp ein Drittel meiner Drittklässler Hochdeutsch als Muttersprache angeben kann: Da wären eine Albanerin, ein Portugiese, eine Türkin, drei frankophone und drei luxemburgische Schüler. Die Deutschsprachigen sprechen zu Hause meist Dialekt. Hinzu kommen noch Legastheniker und hyperaktive Schüler. Und dann natürlich schwache, mittelmäßige, begabte und sehr begabte Schüler... dies alles verfeinert mit einem guten Schuss explosiver pubertärer Energie! Das tut meinem Bestreben, einen abwechslungsreichen und kompetenzorientierten Deutschunterricht zu erteilen, keinen Abbruch, aber es erfordert doch so manchen Umweg und Kompromiss. Kleinere Schritte auf Wegen mit etlichen Abzweigungen werden zu Zielen.
Auch und vielleicht gerade hier hat mir die Theaterarbeit mit Susanne gezeigt, wie positiv sich mancher Schüler entwickeln und aus sich herausgehen kann.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen am Beispiel von 5 von insgesamt 15 Schülern aus meinem 3. Jahr, die am Theaterprojekt teilgenommen haben, verdeutlichen, wie so ein positiver Einfluss aussehen kann.
Da ist zum Beispiel Arno: Ein kleiner, verhuschter Junge, dunkle Augen, breites Grinsen (wenn er sich denn mal traut). Denn meist versteckt er sich in der Klasse hinter der aufmüpfigen Céline, die sich aufreibt und provoziert (auch gerne mich, ihre Deutschlehrerin). Um ein Haar hätte ich ihr als Strafmaßnahme die Teilnahme am Theaterprojekt verweigert...Ich greife vor, aber das wäre jammerschade gewesen!
Nathalie mit ihrer undefinierbaren „Krankheit", die sie ab und an zwingt, auf Krücken zu gehen. (Braucht ihre Seele vielleicht auch Krücken...?). Sie hat wundervolle dicke Locken, deren unglücklicher Haarschnitt sie aber zum Opfer des Spotts werden lässt. Sie hat es schwer, aber sie kämpft und will es so.
Alexa, die „Macherin", die intelligente Schülerin, die sich nicht anstrengen muss und schnell versteht. Sie interessiert sich eigentlich nicht fürs Theater, findet diese Idee eher kindisch, wie sie sich ausdrückt. Sie ist eine Meisterin der Ablenkung und Provokation, lässt sich aber gnädig dazu herab, bei „diesem Theater" mitzumachen.
Und die französischsprachige Nadine, bemüht, die deutsche Sprache korrekt zu lernen. Sie ist unsicher, oft getrieben von Selbstzweifeln.
Bei einer anfangs eher skeptischen Haltung, tauen die Schüler im Laufe der Arbeit mit Susanne auf.
In der Tat erweist sich die Arbeit mit den theaterpädagogischen Mitteln als Überraschung und Neuheit. Da ist keine Rede von Texten, die auswendig zu lernen sind, oder von vorgeschriebenen Protagonisten, in deren Haut man mal eben hineinschlüpfen und denen man auch noch en passant eine passende Stimme verleihen soll.
Alle Teilnehmenden, auch ich als Lehrerin, werden gebeten sich zu duzen. Ist schon einmal spannend. Sowohl für die Schüler als auch für mich. Nun spiele ich also in derselben Liga wie meine Schüler, bin eine von ihnen, auf Augenhöhe sozusagen.
Das „Aufwärmen" erfolgt mit erfrischenden Kreisspielen, die schnelle Reaktionen erfordern. Anschließend lernt die Gruppe, den Raum zu füllen und zu fühlen. So einfach, wie es auf Anhieb scheinen mag, ist es nicht, sich zu 16 Personen anmutig, erhobenen Hauptes, mit locker herabhängenden Armen - so ganz natürlich eben - in einem Raum zu bewegen, ohne sich in die Quere zu kommen und indem der ganze Raum bitteschön ausgefüllt wird. Da wird zunächst gekichert und geflüstert und sich angerempelt, was das Zeug hält und ich muss mich zwingen, als Mitglied der Truppe, den Mund zu halten und meine Schüler nicht zu ermahnen. Diesen Part übernimmt Susanne, ruhig aber bestimmt. Es wirkt.
Ausgehend vom Thema aus dem Agora - Stück „Harmonie der Gefiederten", das wir im Vorfeld im Rahmen des Theaterfests besucht haben, soll jeder sich einen Satz mit positiver oder negativer Konnotation aus seinem Eltern/Kind - Umfeld ins Gedächtnis rufen. Diese Sätze werden zum Leitmotiv der schauspielerischen Arbeit werden, erklärt uns Susanne.
Wir gehen in uns, spüren nach, zaghaft werden einige Sätze in den Raum geworfen. Wir öffnen uns, es erfordert Mut. Was werden die anderen über meinen Satz denken? Was gibt er über mich und meine Familie preis?
Wir haben übers Wochenende Zeit, um darüber nachzudenken.
Mir kommt schlagartig wieder eine Frage in den Sinn, die meine Schüler mir gestellt hatten: „Frau Meessen, werden wir für das Theaterprojekt bewertet?" Hilfe!
Nein, Leute, hier wird kein Rotstift gezückt, auch kein grüner (der anscheinend den Druck abmildern soll).
Wir schreiben keinen Aufsatz, lernen keinen fremden Text, tragen keine Ballade auswendig und ausdrucksvoll aus dem Stegreif vor. Wir arbeiten mit unserem eigenen kleinen Satz. Wie bitte? Hä??? Und ohne Noten? Ja, ohne Noten...und ohne Netz!
Nach dem Zufallsprinzip bildet Susanne Zweier- oder Dreiergruppen, die sich ein kleines Szenario aus dem Alltag mit ihren Sätzen ausdenken und anschließend vorführen sollen.
Sie geht von Gruppe zu Gruppe und gibt Tipps, wir arbeiten und reden, streiten, versuchen, probieren. Kein Problem, das kennen meine Leute aus dem Schulalltag. Ich bin erstaunt, es funktioniert. Meine Schüler lassen sich ein. Ich befinde mich in einer Gruppe mit der vorlauten Alexa und der schüchternen Louise. Ich kann es nicht lassen und führe Regie...
Die improvisierten Szenen werden aufgeführt, die Schüler machen mit, sie kennen die Regeln.
Ich bin nervös. Ja, was denken die denn jetzt? Leistungsdruck, Lampenfieber...Ich? Die Rampensau?
Das Ergebnis der kleinen Szenen ist ein sehr naturalistisches Schauspiel, nicht schlecht, aber...Laientheater eben: Viele Füllsätze, unnötige Bewegungen, ganz nett, aber dennoch etwas steif und unglaubwürdig. Mein erster Gedanke: OK, Susanne, das hätte ich auch alleine hingekriegt.
Die letzte Szene wird von Arno, dem Schüchternen, und Nadine, der Unsicheren, vorgeführt. Eine wahrhaftige Schicksalsgemeinschaft, geht es mir durch den Kopf. Mir bricht schon vorher der Schweiß aus: Oh lieber Gott, was wird jetzt aus den armen Kindern, die blamieren sich ja hier bis auf die Knochen. Wäre ich nur in einer netten, gemütlichen Grammatikstunde. Arno kriegt nie die Zähne auseinander und Nadine will am liebsten in den Boden versinken. Die armen Kinder werden den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Es geht los.
Nadine steht ganz alleine mitten auf der undankbaren improvisierten Bühne unseres unwirtlichen Aufenthaltsraumes. Sie zuckt nicht mit der Wimper. Sie ist ganz einfach da und sagt einen einzigen, einfachen Satz: „Arno, komm runter und räum die Spülmaschine aus, sonst bekommst du Hausarrest." Klar und deutlich. Keiner kichert. Arno sitzt auf einem Stuhl ein paar Meter weiter im Hintergrund und reagiert nicht, ist in sich zusammengesunken und rührt sich nicht (ok, das kenne ich). Schluck.
Nadine wiederholt ihren Satz : Arno, räum die Spülmaschine aus!
Arno steht unbeholfen auf (kennen wir ja schon) und bewegt sich auf Nadine zu, rudert unbeholfen mit den Armen, kehrt zurück zu seinem Stuhl, wie ein geprügelter Hund.
Nadine steht da, macht keine einzige Bewegung und wiederholt stoisch ihren Satz: „Arno, räum die Spülmaschine aus!" Arno erhebt sich wieder langsam von seinem Stuhl und trottet ergeben zu Nadine. Kehrt ohne Bewegung und Mimik zurück zu seinem Stuhl und setzt sich wieder. Und nun? Wann beginnt das Theaterstück? Stille, Beklemmung. Nadine erteilt einen weiteren Befehl. Arno befolgt ihn in stummer Ergebenheit. Dreht eine Runde stumm um Nadine, die unbeweglich dasteht und setzt sich wieder steif auf seinen Stuhl. Nadine wiederholt einen Befehl .Ist es ein anderer? Ich weiß es nicht mehr. Arno steht auf, still, dreht seine Runde und setzt sich stumm auf seinen Stuhl. Wartet auf den nächsten Auftrag, Befehl, ohne mit der Wimper zu zucken. Keine Bewegung zuviel. Kein schmückendes Beiwerk. Nadine und Arno spielen ihre Rolle in aller Konsequenz, nackt, ausgeliefert, kommt mir in den Sinn. Meine Güte, sie spielen sich selbst...Alleine, hilflos ... und stark, unglaublich stark. Beklemmend. Die Szene wiederholt sich bis ins Unerträgliche. Im Raum herrscht Stille, kein Schüler sagt etwas, keiner kichert. Nadine steht eine gefühlte Ewigkeit da und Arno dreht sich wie ein Kreisel. Ich schlucke trocken. Wann hört es endlich auf...weh zu tun? Susanne klatscht ab. Wir applaudieren.
Kreisgespräch. Was habt ihr gesehen? Was habt ihr empfunden? Es wird ausgetauscht, Szenen werden revuepassiert. Ich kann erst einmal nichts sagen. Ich sehe Arno und Nadine vor mir. So verletzlich und so ausdrucksstark. Ich habe verstanden. Alle Szenen hatten etwas Anrührendes und Bemerkenswertes, Verbesserungswürdiges, Gutes, weniger Gutes. Keiner fühlt sich gekränkt, gedemütigt. Es ist ein aufbauendes Gespräch.
Arno und Nadine. Die Szene ist allen haften geblieben, man findet keine Worte. Kurzer Blickkontakt mit Susanne. Ich habe verstanden. Die Schüler fühlen es. Susanne erklärt den Unterschied zwischen „naturalistischem" und „modernem" Theater. Reduziert euch auf das Notwendigste, Weniger ist mehr. Die Schüler verstehen intuitiv, glaube ich, aber ihnen fehlen die Worte. Nun ergibt sich ganz natürlich ein Verknüpfungspunkt mit einem Thema, das wir im Literaturunterricht durchgenommen haben. Ich erlaube mir, diese Brücke zu schlagen: Wir haben die Merkmale der deutschen Kurzgeschichte durchgenommen. Sie erinnern sich: Die Kurzgeschichte skizziert die Charaktere der Protagonisten, reduziert sie auf ein aussagekräftiges Minimum. Wohingegen der Roman beispielsweise, allein vom Umfang her, Figuren in aller Deutlichkeit beschreibt, wie ein Gemälde. Das Theater, das wir hier spielen, wird stark durch das Reduzieren der Bewegungen, der Sätze. Wir skizzieren zunächst einmal. Das ist der Anfang, das Skelett einer Figur. Ist dieses Skelett erst einmal stabil,...und das ist unser Ziel in den wenigen Stunden, die uns bleiben, kann man eine Figur ausbauen. Die Figur ausschmücken, sie noch lebendiger werden lassen. Aber das ist nur möglich, wenn das Gerüst steht, stabil und stark ist. Dann erst wird es glaubwürdig.
Das haben Arno und Nadine uns gezeigt, unwillentlich, aber mithilfe der einfühlsamen Leitung von Susanne Schrader.
Ich verstehe jetzt, was sie erreichen will. Schalte einige Gänge zurück. Erinnere mich an meine eigenen ersten Erfahrungen und Schritte auf der Bühne. Werde demütig und ehrgeizig zugleich.
Mir wird noch einmal bewusst, wie viel Mut und Überwindung es viele Schüler, ja Menschen, abverlangt, sich alleine auf eine Bühne zu stellen. Reduziert auf das kleine Ich. Aushalten, nicht einknicken. Die Mitglieder meiner Truppe tragen mich, und dann erst die Zuschauer. Das ist, denke ich, der Ansatz der theaterpädagogischen Arbeit von Agora. Arno und Nadine, aber auch meine anderen Schüler, haben sich darauf eingelassen.
Im Laufe der 4 weiteren Doppelstunden haben wir mit vielen anderen Theatertechniken gearbeitet, die im Detail zu erläutern diesen Rahmen sprengen würden, und würde ich es auch noch so gerne tun. Zusammenfassend kann ich sagen, dass dabei Bewegungskoordination sowohl paar- als auch gruppenweise trainiert wurde, mit und ohne Musik. Improvisation, Zusammenspiel, Überraschungseffekte, Situationsverfremdungen, um nur einige zu nennen.
Das Ergebnis der Aufführung auf der Bühne des Marcel Cremer Saals im Triangel hat mir nochmals deutlich vor Augen geführt, dass dieses Projekt sich gelohnt hat:
Der Auftritt des schüchternen und unbeholfenen Arno und der unsicheren Nadine war herausragend, noch ausgefeilter und überzeugender dargestellt als während der Proben. Arno gelingt es, die Spannung in der Szene mit Nadine bis zum „Geht nicht mehr" zu steigern und schließlich in einem befreienden Aufschrei „Es reicht" zu brechen. Seine Mitschüler schenken ihm einen tosenden Applaus. Ich habe ihn noch nie so strahlen gesehen, mit Nadine um die Wette! Die „coole" Céline freut sich mit und für sie, schließlich hat sie die beiden auch während der Proben ermutigt. Céline, die zarte Lena und die körperbewusste Türkin Aisha zogen ihre Mitschüler unmittelbar am Anfang der Aufführung in ihren Bann.
Nathalie (mit neuer Frisur und Ausstrahlung) steht ebenfalls sicher auf der Bühne und spielt ihre Szene ohne sich zu verhaspeln, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Die Klassengemeinschaft trägt jeden Einzelnen und erfreut sich am gemeinsamen Erfolg.
Und das sind nur drei Beispiele, die untermauern, welche im Rahmenplan festgeschriebenen überfachlichen Kompetenzen trainiert wurden:
- Das Übernehmen von Verantwortung für sich und für andere,
- Die Zusammenarbeit mit anderen,
- Das Ausbilden von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl,
- Das Entwickeln von Einfühlungsvermögen.
Mein Gedanke, als das Projekt endet: Und jetzt wäre das Fundament gelegt, um weiterarbeiten zu können!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.