Wir werden Dich zitieren.
Wir werden Dich und Deine Geschichte(n) lebendig werden lassen.
Wir werden unsere Wege und Worte finden, um das zu tun.
Immerhin sind wir gewachsen mit Dir und stolze 30 Jahre jung.
Ein gutes Alter. Erwachsen? Eher sind wir erwachsen aus dir.
Wir gehen weiter, bleiben in Bewegung
und ... „Stell dir vor, dein Vogel sitzt auf deiner Schulter.“
Du hast so gerne und gut Geschenke machen können:
Jedem von uns etwas ganz Persönliches und Besonderes.
Mir insbesondere Deine Liebe in 10 gemeinsamen Lebensjahren,
unberechenbar die Augenblicke.
Uns allen etwas, was uns wärmt, ganz tief, wenn wir schwach oder hart werden.
„Du bist in meinen Herzen. Für immer.“
Viola Streicher
Marcel Cremer und seine AGORA haben sich [damit] Platz geschaffen, einen herausragenden Platz in der
europäischen Theaterlandschaft. Das private Ich traf das künstlerische Du, der Text das Bild, die Montage
die Interpretation. Es waren teilweise recht heftige Bilder, schwer verdauliche Metaphern, leidenschaftliche Schauspielerei im wahrsten Sinne des Wortes. Marcel Cremer war der Regisseur, der Anstifter, der Antreiber; er war Kopf und Herz und Rückgrat der Truppe. Und jetzt ist er tot. Und fehlt. Nicht nur hier.
„Es geht um Gestaltung von Heimat. Wir sind so heimatlos geworden. Darauf darf man sich nicht einlassen. Wenn wir nachgeben, dann sind wir auf dem Rückzug, den ich ganz stark in der Kunst spüre: Rückzug in die Klassik, in die Psychologie, in die Intimität, in die Seele, in das kleine Glück.“ Das klingt radikal, das ist kämpferisch gemeint, das könnte ein Vermächtnis sein, ein Auftrag für seine AGORA weiterzumachen allemal. Auch sein Theaterbuch„Der unsichtbare Zuschauer“ gibt hierfür zahlreiche Anregungen.
Professor Dr. Wolfgang Schneider
Präsident der ASSITEJ Int.
Wintersonnenwende
Rund um das Dorf geben sich
die verschneiten Felder der tödlichen Kälte hin.
Hoch oben über der Stadt sieht er
Kraniche ziehen. So spät! denkt er.
Der Winter kommt diese Nacht.
Seine Gedanken begleiten ihren Flug
von den Steppen der Tundra
bis zum Delta des Guadalquivirs.
Von Westen nach Osten wandert er
mit den Wolkenherden.
Balsamduft füllt seine Lungen.
Üppiges Moos blüht korallenrot um sein Krankenbett.
Nektar süßt seine Zunge.
Er löst sich von allen Schatten.
Es summen die Planeten.
Sanft endet sein Flug im Schoß der Sonne.
Pierre Doome
Marcel hat Spuren gelegt, hat große Spuren hinterlassen und wir werden in seinen Spuren weitergehen!
Mit sichtbaren Spuren als unsichtbarer Zuschauer wird er uns bei den kommenden Spurensuchen begleiten und eventuell auch den Weg weisen. Seine Klarheit in seinen Forderungen für das Freie Theater waren und sind wegweisend. Wir werden sie weiter hören.
Andrea Erl
Vorstand der ASSITEJ
Jede Stunde, die ich mit der Kunst der AGORA verbringe, ist für mich ein Geschenk, weil Marcels, weil eure Kunst mich fragt und mir zeigt, wie wir miteinander leben sollen und ich wieder weiß, warum Theater existiert.
Annett Israel
Kinder-und Jugendtheaterzentrum Deutschland
Nein, die Inszenierungen von Marcel Cremer waren nie laut oder leise, nie dunkel oder hell, sie waren immer sowohl das eine als auch das andere, geprägt von der dialektischen Handschrift eines originären Theatermachers, dem es um „die Menschwerdung des Theaters“(M.C.) ging. Leb wohl, Marcel. Leb wohl.
Silvia Brendenal
Künstl. Leiterin Schaubude Berlin
„Wir beide wissen, wie schwer die Kunst des Augenblicks zu beherrschen ist. Manchmal geht der Augenblick wortlos davon, und wir bleiben sprachlos zurück. Das ist so. Ich hätte jetzt übrigens die Lust, ein neues Theaterbuch zu schreiben mit dem Titel „Der ewige Augenblick“. Die Sekunde, der Augenblick, in dem Theater ewig bleibt und Ewigkeit transportiert, war mir noch nie so bewusst wie jetzt, wo die Ewigkeit so gnadenlos an mir rüttelt.“
Marcel an Frank Bernhard
Künstl. Leiter Puppentheater Magdeburg am 17.12.2008
Nous apprenons avec grande tristesse le décès, survenu ce dimanche matin 20 décembre 2009, à Cologne, de Marcel Cremer. On avait beau le savoir en traitement depuis quelque temps, la nouvelle est brutale et consternante. Marcel avait fait ses premiers pas d'acteur au Théâtre des Germanistes Liégeois (TLG), quand il s'était inscrit en Philologie Germanique en 1974. Il fut alors un vice-diable très pertinent dans "Himmelwärts" de Horvath (1974-76), et monta rapidement en grade en devenant "le" diable de "Scherz, Satire, Ironie und Tiefere Bedeutung" de Grabbe (1978-80), non sans avoir été entretemps Hercule lui-même dans "Herkules und der Stall des Augias" de Dürrenmatt (1977-78). Il fut ensuite un espiègle gamin sympa dans "Mugnog Kinder" du Grips Theater (1980-81). Ce n'était pas son mémoire (très hautement distingué) sur Heiner Müller qui allait freiner sa passion du théâtre, puisque, son diplôme de Licencié à peine en poche, il allait créer, dans son coin natal, St-Vith, le Théâtre Agora, dont il allait faire un ensemble qui compte aujourd'hui parmi les théâtres prestigieux de Belgique, tant ici qu'à l'étranger. Ses mises en scène, sa méthode et sa force de travail, mais aussi ses nombreuses pièces et publications ont toujours été le reflet de sa vie : un engagement total pour ET par le théâtre. Le TLG perd aujourd'hui un de ses plus marquants anciens; le paysage théâtal belge -et autre- perd un de ses ACTEURS (je pèse mon mot) les plus productifs, originaux et renommés; et je perds, en plus de tout cela, un ami très cher, que personne n'oubliera de si tôt. Le TURLg présente à sa famille, à l'équipe d'Agora et à tous ses nombreux amis ses plus émues et sincères condoléances.
Robert Germay
Président du Théâtre Universitaire Royal de Liège
die toten sind nicht tot
sie schlafen den ewigen schlaf
sie flüstern den wachen zu
sie erzählen geschichten
von der würde des menschen
die es noch zu erringen gilt
ein poet stirbt
ein kind wird geboren
Marcel! Presente!
Ralph Förg
Filmhaus Frankfurt
Lieber Marcel, du bist von uns gegangen, was von Dir bleibt sind unauslöschliche Erinnerungen und dein lebendiges Werk. [...] Ich verneige mich vor dir. Das einzige, was mir in dieser Minute zu tun bleibt.
Dr. Christel Hofmann
Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin
Marcel und sein Werk werden als ein Stück Zeitlosigkeit erhalten bleiben.
Irene Kalbusch
Künstlerische Leiterin der Tanzschule Irene K.
„Politik beginnt, wenn ein Dritter die Szene betritt“, das ist so ein Satz von Marcel Cremer über den man wunderbar streiten kann, der aber auch deutlich macht wie politisch Marcel Cremers Vision von der Kunst war. [...] Mit ihm verliert die europäische Theaterszene einen großen Künstler und beeindruckenden Menschen. Wir vermissen ihn. Sehr.
Andrea Gronemeyer
Direktorin Schnawwl Nationaltheater Mannheim
Marcel war mit der Agora der kulturelle Botschafter Ostbelgiens schlechthin. Er war ein Glücksfall für unsere Gemeinschaft, für unsere Region. [...] Und ich glaube sagen zu dürfen, dass auch ich mit Marcels Tod einen Freund verloren habe.
Isabelle Weykmans
Ministerin für Kultur, Medien und Tourismus in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Ein junger Baum wächst heran, erkämpft sich den Weg zum Licht, bringt viele Jahre herrliche Früchte hervor, bis er irgendwann nicht mehr kann. Einige wärmen sich noch an seinem Holz, doch die Samen seiner Früchte sind weit weg getragen worden und entwickeln sich wieder zu stattlichen Bäumen.
So schreibt es das Leben vor.
Helmut Hahn
Mit ihm verliert die westeuropäische Theaterszene einen ihrer faszinierendsten Künstler. Mit jeder seiner Produktionen – denen lange Vorbereitungen vorausgingen – erfand Cremer das Theater neu. [...] Humor und Trauer verbanden sich in seinem Blick auf unsere Epoche, wobei es Marcel Cremer immer wieder gelang, tradierte Texte, Mythen und Märchen verblüffend weiterzuerzählen.
Thomas Linden
Kölnische Rundschau
Dreißig Jahre hat er mit seiner Agora, mit dieser unverwechselbaren Mannschaft, an einem ganzheitlichen Theaterkonzept gearbeitet. Das Prinzip des autobiographischen Theaters hat nicht nur auf der Bühne für unverwechselbare, anrührende, verstörende, wachrüttelnde und poetische Momente gesorgt, sondern hinterließ auch beeindruckende Spuren bei seinen Mitstreitern. [...]
Frank Bernhard
Künstl. Leiter Puppentheater Magdeburg
Durch seine Theaterarbeit und sein Kunstverständnis ist es ihm gelungen, der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein fassbares Äußeres zu geben – oft erfolgreicher, als das die Politik je vermochte.
Luc Frank
Regionalpräsident CSP
In seiner Theaterarbeit hat er unserer Gemeinschaft immer wieder einen
selbstkritischen Spiegel vorgehalten, sie mit ihren Grenzen konfrontiert und
gleichzeitig aufgefordert, über sich hinaus zu wachsen.
Karl-Heinz Lambertz
Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft (in der Neujahrsansprache)
“Marcel C.” Dein Blick in meine Augen hat meinen Blick auf Theater und mein
Spielen beeinflusst, eine nachhaltige Wirkung darauf gehabt – und damit
hat er meinen Blick aufs Leben und mein Leben beeinflusst und nachhaltig bereichert.
Günther Henne
Schauspieler - Theaterhaus Frankfurt
Wir, das Agora Ensemble, möchten uns bei euch bedanken.
Danke, dass ihr in diesen unendlich traurigen Momenten an unserer Seite ward und seid. Danke. Für eure Worte. Für eure Blumen. Für eure Spenden*. Eure Anwesenheit. Euer Mitgefühl. Euren Trost. Eure Unterstützung. Eure Ermutigungen. Marcels Wunsch, aber auch Eure Solidarität schenken uns die Kraft, eine Bewegung und in Bewegung zu bleiben; sie schenken uns die Kraft, den Weg weiterzugehen, den wir vor 30 Jahren mit ihm begonnen haben.
*FIAN Ostbelgien (Fighting Hunger with human rights) bedankt sich für den vierstelligen Betrag.